Katholischer Antisemitismus Verantwortung und Reaktionen

„Wir erleben eine Zeitenwende und das bedeutet, dass die Welt danach nicht mehr dieselbe ist wie die Welt davor.“ Diese Worte des Bundeskanzlers vom 27. Februar 2022 klingen nach und es fällt auf, wie oft sie seitdem zitiert wurden. Was manche damals für ein pathetisches Politikerwort hielten, andere aus historischen oder weltanschaulichen Gründen heftig kritisierten, das hat sich inzwischen allzu sehr bewahrheitet und es kann ruhig offen bleiben, ob wir diese Ansage nicht schon früher hätten hören sollen. Denn wie sich inzwischen zeigt, ist noch mehr aus den Fugen geraten. Weiterlesen

Der Preis der christlichen Freiheit Was eine neue gesellschaftliche Relevanz kostet

Die Meldung hat die Bischöfe erschüttert, als ob man sie nicht vorhergesehen hätte. Im Jahr 2022 verzeichnete die römisch-katholische Kirche mehr als 530.000 Austritte und alles steht dafür, dass dieser Trend sich 2023 fortsetzen wird. Offensichtlich hatte man an ein Wunder geglaubt, denn gemäß bekanntem Hierarchenjargon zeigt sich Kardinal Marx über diese Information „zutiefst bewegt“: „Was kann ich tun?“, fragt er sich, „was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?“ Diese Reaktion des neben dem Kölner Kollegen ranghöchsten Katholiken scheint mir phantasie- und orientierungslos. Weiterlesen

Zeit zu predigen – Beobachtungen zum Synodalen Weg

Sie haben sich angestrengt, kollegial zusammengearbeitet, anspruchsvolle Papiere geschrieben und diese sorgfältig redigiert, mit unterschiedlichsten Interessen abgestimmt und sich von Halbsatz zu Halbsatz durchgearbeitet. Mit dem bischöflichen Vetorecht hatten sie sich schon zu Beginn des Großprojekts auf eine überholte Autoritätsstruktur, eine Selbstdemütigung gar, eingelassen und wohl übersehen, wie rom- und amtsabhängig die deutschen Bischöfe in Wirklichkeit sind. Weiterlesen

Rom enthüllt sein autoritäres Gesicht

Der Heilige Stuhl hat geschrieben. Rein technisch ist das natürlich nicht möglich, denn von schreibenden Stühlen weiß nicht einmal die Märchenwelt. Doch wer kennt sich in der atavistischen Rhetorik der vatikanischen Diplomaten- und Behördensprache schon aus? Weiterlesen

Bravo, Herr Bischof! Zu den Drohworten aus Passau

Erinnerung verpflichtet

Endlich hat ein „Kirchenfürst“ wieder den Mut, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen. Unverblümt will er uns zeigen, wo gemäß seiner Überzeugung die Grenzlinien reformerischer Provokation verlaufen und wo sie überschritten werden. Ist das ein neuer Ton? Im Jahr 2021 kann er schon überraschen, schließlich sind die Hierarchen in der Defensive. Wie gut, dass wenigstens einer aus der Deckung kommt. Weiterlesen

Macht über die Seelen – Kernkompetenz und Kernproblem des Katholizismus

Die aktuelle Krise der römisch-katholischen Kirche (im folgenden oft „Kirche“ genannt) ist eng verkoppelt mit ihrem inneren und äußeren Machtzerfall, der seit einigen Jahrzehnten vor allem im westeuropäischen Kulturraum offenkundig wird, und er trifft diese Kirche besonders, weil in ihr schon seit der Spätantike ein ausgeprägtes und prominentes Machtdenken herrscht. Weiterlesen

Eine tödliche Bedrohung? Zur Diskussion um vermeintlich unfehlbare Aussagen

Ein Paukenschlag? Eher eine längst fällige Klärung über die vielen widersprüchlichen Signale, die uns seit Monaten aus Rom erreichen. Zum ersten: Die Amtszeit von Kardinal Müller ging zu Ende und Luis Ladaria, sein Nachfolger als Präfekt der Glaubenskongregation, gilt als ein nicht unbedingt fortschrittlicher, aber freundlicher Mensch. Wird er auch eine andere Theologiepolitik einleiten? Weiterlesen

Freiheit im Haus des Herrn – Zur Zukunft einer gemeinsamen Kirche

Trotz massiver römischer Widerstände ist der Ruf nach einer Entklerikalisierung der römisch-katholischen Kirche unüberhörbar. Inzwischen ist sie ökumenisch unfruchtbar und in der Öffentlichkeit unglaubwürdig. Doch wirksame Reformschritte müssen komplex sein. Weiterlesen

Sprechen von den Abgründen der Welt – Ein Essay über das Böse als Reflexionsbegriff

Mit der Krise der klassischen metaphysischen Theologie ist auch die Rede vom Bösen in eine tiefe Krise geraten. Die neue Deutung des Schöfungsberichts durch Ellen van Wolde kann einen Ausweg bieten: Jahwe hat weder die Welt noch das Böse geschaffen. Vielmehr kämpft er immer gegen das Chaos an, ohne es definitiv zu besiegen. Weiterlesen

Leonardo Boff, Tugenden für eine bessere Welt

Unter den Stichworten (1) Gastfreundschaft, (2) Zusammenleben, Respekt und Toleranz, sowie (3) Tischgemeinschaft und ein Leben in Frieden legte legte der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff im Jahr 2009 eine umfassende Monografie zu einem ökologischen und friedfertigen Umgang mit der Erde vor. Das Buch hat große Beachtung gefunden. Weiterlesen

Das Böse – Kehrseite der Frage nach dem Heil

Der als scharfsinnig bekannte Züricher Religionsphilosoph und Theologe Ingo u. Dalferth, legte im Jahr 2008 eine Hermeneutik des Bösen vor, die die gängige Bearbeitungen dieser komplexen Thematik an historischer Kenntnis und präziser Interpretation um ein Weites überbietet. Als Grundlagenwert sollte diese Monographie  in jeder philosophsichen und theologischen Bibliothek stehen. Weiterlesen

Böse, das/der (Lexikonartikel)

 

1. Der Sprachgebrauch des Begriffs „böse“ reicht von einer undifferenzierten Alltagsbedeutung (ungesund, bedrohlich oder gefährlich) über eine religiöse Einordnung (unheilbringend) und eine spezifisch moralische Qualifikation (übelwollend) bis hin zu einer metaphysischen Erklärung der Welt aus einem guten und einem schlechten Prinzip. Weiterlesen

Das Böse der Welt – Als Frage nach Gottes Ohnmacht und Macht

Mit der Katastrophe von Auschwitz ist die klassische Verteidigung von Gottes Güte gegenüber dem Übel der Welt zusammengebrochen. Theologie und Philosophie sitzen seitdem in einem Boot und ohne Rückgriff auf die Praxis reichen ihre Theorien nicht mehr aus. Weiterlesen