Unsere Kultur erfährt einen Umbruch, der keinen Stein mehr auf dem andern lässt. Mit ihm lösen sich unsere Gottesbilder auf, zumindest verlieren sie ihre Tiefenwirkung und orientierende Kraft. So erleben die Kirchen nicht nur eine äußere Erosion mit wachsenden Austrittszahlen, sondern auch einen inneren Zerfall. Ihr mentaler Zusammenhalt wird labil, denn der traditionelle Gottesglaube verflüchtigt sich, ihre Formensprache zerfällt und mit ihr ein umfassendes Wissensgebäude, das über Jahrhunderte lang Wahrheit garantiert und für Hoffnung gesorgt hat. Weiterlesen
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Wo bleibt die Kirche, wenn Werte sich wandeln?
Einleitung: Der Gral bleibt „unenthüllt“
Die Kirchen Europas kämpfen mit einer Dauerkrise. Das ist nichts Neues; sie begann spätestens mit der Religions- und Gotteskritik im 19. Jahrhundert. Sie wird selbst von den Kirchenleitungen ausführlich diskutiert und Papst Benedikt hat sie geradezu zum Thema seines Pontifikats gemacht. Nach wie vor empfehlen sich die Kirchen als die authentischen Hüter christlicher Werte und als Garanten gegen deren Verfälschung durch eine säkularisierte Gesellschaft. Doch über die Gründe dieser Krise gehen die Meinungen auseinander. Weiterlesen
Weltverantwortung – Spur einer gemeinsamen Gotteserfahrung
Oder: Ist Gott wirklich tot?
Ich bin da wie ein Schwabe: schaffen, schaffen, schaffen.
Ich werde bis zum Jüngsten Gericht für Gerechtigkeit kämpfen.
Leonardo Boff[1] Weiterlesen
„Gott wird, sobald Menschen ihn aussprechen“
Abwesenheit Gottes als Orientierungsgewinn
In der christlichen Tradition ist die Rede von Gott eng mit Fragen der Orientierung verknüpft. Der Dekalog, Kernstück biblischer Moral, gilt als von Jahwe geoffenbart und noch heute kann man hören, ohne Gott gebe es keine Moral. Zugleich gilt Gott als das Sein selbst, d.h. als reine Positivität und als die Quelle alles Positiven. Doch seit dem 19. Jh. sind diese Überzeugungen schrittweise zerbrochen. Weiterlesen