Der Thron als Ziel

Ein eindrucksvolles Ritual

Am 1. Dezember 2024 hat Dr. Klaus Krämer sein Amt als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart angetreten. Dies geschah nicht in der rührigen Weltstadt Stuttgart, sondern im eher besinnlichen, bis in die Wolle katholisch gefärbten Rottenburg. Insgesamt waren 29 Bischöfe und 3 Kardinäle versammelt, unter ihnen natürlich Kardinal Kasper, der Vorvorgänger und Mentor des zu installierenden Kandidaten. Die beengten Ausmaße der Rottenburger Kathedrale, ehedem als kleinstädtische Marktkirche gebaut, potenzieren und klerikalisieren das Erlebnis. Liturgische Akteure allüberall, kirchliche und politische Elite weitgehend unter sich, mit anwesend der Chef des Hauses Hohenzollern. So bleiben für das Fußvolk nur noch hundert Plätze übrig. Der Rest wird mit Bildschirmen ins Freie verbannt; wie in vorkonziliaren Zeiten wird er zu einer teils frommen, teils neugierigen Zuschauerschaft. Weiterlesen

Zeit zu predigen – Beobachtungen zum Synodalen Weg

Sie haben sich angestrengt, kollegial zusammengearbeitet, anspruchsvolle Papiere geschrieben und diese sorgfältig redigiert, mit unterschiedlichsten Interessen abgestimmt und sich von Halbsatz zu Halbsatz durchgearbeitet. Mit dem bischöflichen Vetorecht hatten sie sich schon zu Beginn des Großprojekts auf eine überholte Autoritätsstruktur, eine Selbstdemütigung gar, eingelassen und wohl übersehen, wie rom- und amtsabhängig die deutschen Bischöfe in Wirklichkeit sind. Weiterlesen

Orientierungsloser Orientierungstext. Ein Zwischenruf zum Synodalen Weg

Wem gehört diese Kirche?
Ist es die Kirche der Kardinäle und Bischöfe?
Nein, sie gehört uns Menschen!
Und es wird Zeit, dass wir sie in Besitz nehmen!
(Maria Mesrian und Lisa Kötter, in: Entmachtet diese Kirche, 2022)

Die Initiatoren des Synodalen Wegs (SW) haben sich viel vorgenommen. Voller Mut steckten sie die Hoffnungen so hoch, wie tief in Deutschland die römisch-katholische Kirche gesunken ist. Das Projekt soll der katholischen Kirche eine neue Zukunft eröffnen, indem es die Fragen aufarbeitet, die sich aus den Missbrauchsskandalen ergeben.

Im Dezember 2019 begann die offizielle Arbeit, nach zwei Jahren sollte sie vollendet sein. Doch die Pandemie verzögerte den Fortgang. Das hat die Arbeit nicht erleichtert und den Eindruck des Stillstands verstärkt, denn noch immer folgt eine Schreckensmeldung nach der anderen. Jedes Gutachten, jeder spektakuläre, angebotene oder vollzogene Rück- und Austritt, jedes bischöfliche Fehlverhalten, jeder dramatische Hilferuf und jeder Suizid löst neue Schockwellen aus. Dabei sprach Kardinal Marx im vergangenen April noch leichtfüßig von „Rezepten“, die einen Ausweg bringen sollen. Diese Wortwahl zeigt, dass man immer noch in Kategorien von verzeihlichem Fehlverhalten denkt. Wann endlich werden die Verbrechen ernstgenommen und die Reformschritte konkret? Weiterlesen