Die Meldung hat die Bischöfe erschüttert, als ob man sie nicht vorhergesehen hätte. Im Jahr 2022 verzeichnete die römisch-katholische Kirche mehr als 530.000 Austritte und alles steht dafür, dass dieser Trend sich 2023 fortsetzen wird. Offensichtlich hatte man an ein Wunder geglaubt, denn gemäß bekanntem Hierarchenjargon zeigt sich Kardinal Marx über diese Information „zutiefst bewegt“: „Was kann ich tun?“, fragt er sich, „was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?“ Diese Reaktion des neben dem Kölner Kollegen ranghöchsten Katholiken scheint mir phantasie- und orientierungslos. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Säkularität
Zum zwiespältigen Ergebnis des Synodalen Wegs
„Ein Friedhof ist kein Lunapark“
(E. Kästner)
Zu wenig Mut – zu viel Loyalität
Am Ende der letzten Synodalversammlung (März 2023) haben sie geklatscht und Fahnen geschwenkt, einander umarmt und Tränen gewischt. Sind sie aus Erleichterung oder aus Enttäuschung geflossen? Nach dem Debakel mit dem Grundlagentext „Leben in gelingenden Beziehungen“ (Sept. 2022) wurden die später behandelten Texte angenommen. Kamen die Bischöfe danach zur Besinnung oder hat ihr Warnschuss zur Zähmung des laikalen Übermuts genügt? Weiterlesen
Zur inneren Dynamik und zukünftigen Relevanz von Hans Küngs Werk
Motive – Grundentscheidungen – Visionen
Sie haben mich nach Luzern, einen der entscheidenden Lebensorte von Hans Küng, zu einem Vortrag eingeladen, der die Reihe der Hans Küng – Weltethos Lectures eröffnet. Dafür danke ich Ihnen sehr, für mich ist das eine Ehre und Herausforderung zugleich.
Dabei ist mir klar, dass Hans Küng vom bloßen Wiederkäuen alter Ideen nicht viel hielt. Dennoch ist es sinnvoll, zu Beginn dieser Reihe noch einmal den Blick auf diesen großen Menschen und Theologen zu lenken. Ich stelle die Frage: Welche Motive, Grundentscheidungen und Visionen haben seinen außerordentlichen Weg geebnet, den er trotz massivster Widerstände gegangen ist? Weiterlesen
Hat die Institution Kirche im 21. Jahrhundert ausgedient?
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: In unserem Kulturkreis stecken die christlichen Kirchen in einer tiefen Krise. Viele Buchtitel bezeugen es, die ich hier wahllos aufreihe: Geht Gott verloren? (F. Ringler), Ehe alles zu spät ist (E. Teufel), Missbrauchte Kirche (W.F. Rothe), Entmachtet diese Kirche – und gebt sie den Menschen zurück (M. Mesrian, L. Kötter), Weiterlesen
Spiritualität und Lebensstil einer christlichen Gemeinde
Noch immer bilden unsere Kirch- oder Pfarrgemeinden die elementarste und primäre Form christlich-kirchlicher Gemeinschaften. Damit stehen sie in Kontinuität zur Urform christlichen Zusammenseins überhaupt. Ohne andere christliche Gemeinschaften auszuschließen (wie Klöster, Orden, Kongregationen, alters- oder berufsbezogene Gemeinschaften und andere soziale oder religiöse Vereinigungen), hat man sich immer vor Ort, im Rahmen von Stadt- und Landgemeinden getroffen. In Bedeutung und Funktion sind sie vergleichbar mit den im Neuen Testament genannten Gemeinden, der „Kirche“ von Jerusalem, Korinth, Galatien, Thessalonich, Philippi oder Kolossä). Auch heute sind die weitaus meisten ChristInnen Mitglieder einer Kirchgemeinde. Alle menschlichen Lebenssituationen sind in diesen Gemeinschaften präsent.
In unserem Kulturkreis (auf den sich dieser Text beschränkt) stehen die christlichen Kirch- oder Pfarrgemeinden unter besonderem Druck. Ähnlich wie die gesamte Gesellschaft durchlaufen sie einen unerhörten kulturellen Umbruch. Er stellt selbst die geistigen Grundlagen der Spätantike in Frage, ohne die sich die europäische Kultur bislang nicht denken ließ. Deshalb geraten sogar die klassischen Bekenntnisformeln in Diskussion, weil sie durchweg von hellenistischen Vorstellungen geprägt sind, heute nicht mehr verstanden werden und in unserer Gegenwart irrtümliche Signale aussenden. Weiterlesen
Die Häresie von der heiligen Macht. Wie sich die katholische Kirche neu erfinden muss
Am 1. April 2022 verbreitete Wir sind Kirche folgende Eilmeldung: „Wie wir aus speziellen Quellen erfuhren, hat Kardinal Reinhard Marx, München-Freising, sich soeben entschlossen, seinem Ruf als Reformbischof durch deutliche Taten gerecht zu werden. Angesichts der personellen Engpässe will er die Potentiale all seiner pastoralen Mitarbeiter*innen zugunsten der Gemeinden nun nutzen. Es ist ab sofort allen in der Pastoral Mitarbeitenden erlaubt, zu taufen, Eheschließungen zu assistieren, in Eucharistiefeiern zu predigen, zu beerdigen und in besonderen Fällen, die Krankensalbung zu erteilen. Um eventuell notwendige kirchenrechtliche Änderungen wird er sich dann nachträglich in Rom bemühen.“ Es war ein Aprilscherz mit doppelt entlarvender Wirkung. Zum einen wurde genannt, was selbst gemäß strenger kirchlicher Dogmatik möglich wäre. Zum andern verschwieg selbst Wir sind Kirche die noch entscheidenderen Mängel, dass nämlich zahllose ordinierte Priester unter uns leben, denen aus Gründen der Prüderie und Misogynie die Ausübung ihres Amtes verboten ist und dass zahllose kompetente Frauen unter uns leben, die in dieses Amt berufen werden könnten. Weiterlesen
Trauma – Konstruktionsprinzip einer zeitgemäßen Theologie. Zu einem bahnbrechenden Buch von Michael Pflaum
Als systematischer Theologe beschäftige ich mich intensiv mit Kirchenbildern und Kirchenreform; dabei gehe ich gerne theologiegeschichtlichen, hermeneutischen und ideologiekritischen Fragen nach. Seit 2010 ist das kein langweiliges Geschäft mehr, denn im deutschen Katholizismus wurden unversehens die unsäglichen Verbrechen von Missbrauch und deren Vertuschung auf breiter Front präsent, während die Bischöfe und Insider schon seit 1995, spätestens 2001/02 über den weltweiten Sumpf der Skandale informiert waren. Weiterlesen
Verantwortung übernehmen – Verantwortung zeigen. Die Rolle der Religionen
Ich bin hier, um Alarm zu schlagen: Die Welt muss aufwachen. Wir stehen am Rande des Abgrunds und bewegen uns in die falsche Richtung. Unsere Welt war noch nie in größerer Gefahr und noch nie gespaltener. Wir stehen vor der größten Krisenkaskade unserer Lebenszeit. Weiterlesen
Mündige Gemeinden – das Gebot der Stunde
Allmählich werde ich müde, die vielen Dokumente zu kommentieren, die uns mit schöner Regelmäßigkeit aus unseren bischöflichen Schreibstuben und aus Rom erreichen. Meist beginnen sie ermutigend und verständnisvoll, enden aber ergebnislos oder stabilisieren ein verknöchertes System. Bestätigt werden dann Pflichtzölibat und ein misogynes Ordinationsverbot (15.01.2020), man verbietet Nicht-Priester als Gemeindeleiter (29.06.2020) oder verweigert den Verzweifelten die Sakramente, die freiwillig in den Tod gehen (14.07.2020). Weiterlesen
Aufruf zur Eigenverantwortung der Gemeinden
I. Entschiedenes Handeln
1. Es rumort in der römisch-katholischen Kirche. Sie hat sich in einen irreparablen Umbruch mit schweren Verlusten manövriert, die die Krise der Reformation weit übersteigen. Die hierarchische Elite samt offizieller Lehre, eine beunruhigte Theologie, das vielbeschworene Gottesvolk sowie die wachsende Masse von Ausgetretenen driften wie tektonische Platten auseinander. Ein Erdbeben jagt das andere. Sie alle hinterlassen einen dramatischen Verfall an Glaubwürdigkeit, und dies in einem Augenblick, da die Botschaft Jesu weltweit angesehener und aktueller ist denn je. Alle Kontinente sind betroffen, auch wenn das Epizentrum in Europa liegt. Weiterlesen
Die Angst vor den Relativierern – Zur Ratzingerbiographie von Peter Seewald
„Auch mir ist vor Kurzem der zweite Herzschrittmacher eingepflanzt worden; möge der Herr selber die Schritte des Herzens besser lenken, als es eine Maschine kann.“ (S. 759).
Vielleicht war es nur ungeschickt gewählt, denn vom so schreibfreudigen emeritierten Papst hätte man sicher ein besseres Zitat finden können. Vielleicht aber fand er es sehr treffend, Peter Seewald, Ratzinger-Verehrer von Beruf, der mit seinen 1150 Seiten ein Mammut-Werk vorlegt. Aber keine Angst, man hat es bemerkenswert schnell gelesen. Weiterlesen
Die Kurzmeditation des Alltags wird zum Gewinn
Besprechung von:
Günther Doliwa, Hätte aber die Liebe nicht ‑ Zeichen der Zeit ‑ Anders unterwegs sein, DO‑Verlag, Ostern 2020, 276 Seiten, ISBN 978-3-939258-26-1
Das ist ein erfrischendes Buch, genauer: eine wild erfrischende Mischung von ziemlich vielfältigen, immer überraschenden Texten. Günther Doliwa ist ein Meister kleiner Textformen und nachdenklicher Gedichte, aufmunternd und quer-orientiert, fromm und weltverliebt zugleich. Nicht dass ihn oft Fragen von Glauben und Lebenssinn beschäftigen, ist sein besonderes Merkmal, sondern dass er sie nicht in einer muffigen Vergangenheit, vielmehr in der Welt, in menschlichen Abgründen oder mitreißenden Zukunftsphantasien findet: „Christen müssten Zeitung lesen“ (103). Weiterlesen
Ein Laokoon, der weiterkämpft
Wer kennt den Laokoon nicht, der in den Vatikanischen Museen mit den hochgefährlichen Schlangen ringt? Politi erinnert mich daran, wenn er in hoher Dramatik den Kampf schildert, den Papst Franziskus gegen die vielen Gegner führt, die sich in der Kurie und in weltweiten Bischofskreisen gegen ihn verschworen haben. Eine überschaubare Gruppe von Wortführern lässt nichts unversucht, ihn als ruchlosen Machiavellisten zu isolieren oder als Häretiker zu diskreditieren. Weiterlesen
Macht über die Seelen – Kernkompetenz und Kernproblem des Katholizismus
Die aktuelle Krise der römisch-katholischen Kirche (im folgenden oft „Kirche“ genannt) ist eng verkoppelt mit ihrem inneren und äußeren Machtzerfall, der seit einigen Jahrzehnten vor allem im westeuropäischen Kulturraum offenkundig wird, und er trifft diese Kirche besonders, weil in ihr schon seit der Spätantike ein ausgeprägtes und prominentes Machtdenken herrscht. Weiterlesen
Zuerst Mensch! – Konsequenzen für den gesellschaftlichen Dialog – Thesen von Hermann Häring und Walter Lange
I. Grundlegende Beobachtungen
1. »Die Welt aus den Fugen.« Mit diesem Shakespeareschen Buchtitel traf Peter Scholl-Latour im Jahre 2012 den Nerv eines aufkommenden Zeitgefühls, das sich inzwischen voll ausgebildet hat.
2. Unsere Gesellschaft steht in einem gesellschaftlichen und kulturellen Umbruch, der seinesgleichen sucht und uns ratlos macht. Weiterlesen
„Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein!“ Christoph Röhl leistet anstrengende Aufklärung
Auch sechs Jahre nach seinem Rücktritt spaltet Papst Benedikt noch Deutschlands Gemüter. Für die einen ist er ein herausragender Theologe und Bayerns größter Sohn, für andere wurde er zum reaktionären Versager auf dem Papstthron, der an seinem korrupten System zerbrach. Christoph Röhl, britisch-englischer Dokumentarfilmer und mehrfacher Filmpreisträger wurde in Deutschland bekannt durch seine Arbeiten zum Missbrauch in der Odenwaldschule („Und wir sind nicht die Einzigen“) und zum Rücktritt von Kaiser Wilhelm II. („Kaisersturz“). Er hat sich der vielleicht komplexesten Figur des jüngsten deutschen Katholizismus angenommen und mehr als vier Jahre an seinem Portrait gearbeitet. Die Mühe hat sich gelohnt. Weiterlesen
Religion und Politik – Quellen von Gewalt? Eine Gewissenserforschung
Einleitung
Weltweit hat sich die politische Großwetterlage verdüstert. Führende Politiker folgen offener denn je egoistisch-machtpolitischen Programmen. Für den Präsidenten der USA gilt „America first“, der Präsident der Türkei steckt Kritiker nach Belieben ins Gefängnis und Russland bricht ohne Wimpernzucken Menschen- und Völkerrecht. Die polnische, von den Brüdern Kaczyński gegründete PiS (Partei für „Recht und Gerechtigkeit“) führt ein autoritär aggressives Regime und die ungarische Fidesz („Ungarischer Bürgerbund“) propagiert unter Viktor Orbán einen „illiberalen“ Staat und agiert gegen muslimische Immigranten, die unter Todesgefahr aus Syrien flüchten. Matteo Salvini von der Lega Nord, seit 1. Juni 2018 Innenminister Italiens, lässt die italienischen Häfen für im Mittelmeer Gerettete schließen. Die Androhung und Ausübung von Gewalt hat in diesen Staaten ein Ausmaß erreicht, wie wir es seit 1990 nicht mehr für möglich hielten. Weiterlesen
Weihnachten 2017 – Eine Nachbetrachtung
Es liegt mal wieder hinter uns, das Fest aller Feste. Kinderaugen haben gestrahlt, die Kirchen waren voll, das vertraute Klischee von der seligen Weihnachtszeit zog Jung und Alt in seinen Bann. Keine Frage, auch ich habe mit meinen Angehörigen, unseren Enkeln zumal, schöne Stunden erlebt. Doch mir entgingen auch die gehetzten Mütter und Väter nicht, die sich zuvor durch die Kaufhäuser drängten, auf den Rechnern ihre Bestellungen durchtakteten und nervös auf die letzte Paketsendung warteten. Weiterlesen
20 Thesen zur Zukunft und Neuorientierung der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum
I. Die aktuelle Situation
- Wir leben in einer Zeit des tiefgreifenden Umbruchs. In ihr haben sich die großen Glaubensvisionen der vorhergehenden Epoche verflüchtigt. Neue Visionen sind nicht an ihre Stelle getreten.
Dieses Vakuum ist der eigentliche Grund für die wachsende Bedeutungs- und Sprachlosigkeit der Kirche. Diese wurde im Jubiläumsjahr 2017 in ökumenischer Breite offenkundig.
Glaube in einer säkularisierten Epoche – Über die Möglichkeiten einer Gemeinde, sich selbst zu gestalten
Kirche und christliche Gemeinden begreifen die allgegenwärtigen Säkularisierungsprozesse nicht als Chance, sondern als Gefahr. Damit verurteilen sie sich zur gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit, statt eine zukunftsgerichtete Dynamik zu entwickeln. Jesu Botschaft vom Reich Gottes könnte sie eines Besseren belehren. Weiterlesen
„Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ (Ps 127,2) – Religionen und Sexualität, ein brisantes Verhältnis
Alle Weltreligionen haben zur Sexualität ein prekäres Verhältnis. Einerseits wird sie in höchsten Tönen gepriesen, andererseits eifersüchtig kontrolliert, bisweilen sogar verteufelt. Es ist höchste Zeit, den Gründen dieses ambivalenten Verhaltens auf die Spur zu kommen. Einige Thesen sollen dafür eine erste Richtung weisen. Weiterlesen
Europa als Experimentierfeld für ein künftiges Christenum
Materialien zur Arbeit und drei abschließende Thesen
Charles Taylor schreibt:
Mit den vorliegenden Überlegungen plädiere ich für eine Revision und Öffnung des »Säkularismus«-Konzepts. Wenn die Demokratie den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sein soll, darf sie die säkularistische Ordnung nicht länger als Bollwerk gegen die Religion verstehen, sondern muss sie weiterentwickeln im Sinne der drei grundlegenden Zielsetzungen, die ich oben skizziert habe. Weiterlesen
Die säkulare Fundgrube
Von welcher Sprache lässt sich Benedidkt XVI. inspirieren?
Ratzingers Theologie speist sich aus verschiedenen Quellen und deren Kombination hätte zu höchst fruchtbaren und dynamischen Ergebnissen führen können. Weiterlesen
Pluralisierte Weltkirche und ein souveräner Papst
Diagnosen und Visionen am Beginn eines neuen Pontifikats
Herr Professor Häring, Sie sagen, das kirchliche Wahrheitsverständnis ist der eigentliche Knackpunkt, wenn man mit der Kirchenreform weiterkommen will, und es hilft nicht, für die Frauenordination und für dieses und jenes einzutreten. Weiterlesen
Freiheit im Haus des Herrn – Zur Zukunft einer gemeinsamen Kirche
Trotz massiver römischer Widerstände ist der Ruf nach einer Entklerikalisierung der römisch-katholischen Kirche unüberhörbar. Inzwischen ist sie ökumenisch unfruchtbar und in der Öffentlichkeit unglaubwürdig. Doch wirksame Reformschritte müssen komplex sein. Weiterlesen
Zwischen Wahrheitsanspruch und Relativismusangst – Zum Dilemma des modernen Katholizismus
Seit dem 19. Jahrhundert sucht der Katholizismus für den Umgang mit Irrtum und Wahrheit nach realistischen Regeln. Sein Unfehlbarkeitsmodell, das 1870 dogmatisiert wurde, verabsolutierte die Institution und geriet spätestens 1970 in die Krise. Weiterlesen
Laien – Bedrohung des autoritären Systems?
Vorbemerkung:
Die prekäre Stellung der nicht-ordinierten Mitglieder der römisch-katholischen Kirche ist das Ergebnis einer langen und vielschichtigen Entwicklung. Es ist an der Zeit, dieses Relikt einer autoritären Ära seinem Verfall preiszugeben. Weiterlesen
Ein Intellektueller auf dem Papstthron? – Zum geistigen Profil von Joseph Ratzinger
Bei all seinen intellektuellen Leistungen muss sich J. Ratzinger an der Frage messen lassen, ob er den Kern der christlichen Botschaft in einen säkularen Diskurs übersetzt, oder ihm die Gottesfrage nur vorwurfsvoll entgegenschleudert. Gibt er auf die großen Erwartungen und Hoffnungen der Menschheit eine konstruktive Antwort? Weiterlesen
Es geht ums Ganze
Zur Revision des Opfermodells im Diskurs von Gnade und Sünde
„Es geht ums Ganze“, lautet der Titel eines aktuellen theologischen Beitrags zur Frage der Gnade.[1] Dieser Satz gibt das Pathos des religiösen Gnadenbegriffs wieder und genau das ist sein Problem. Niemand kann einfach über „das Ganze“ reden, ohne anfällig zu werden für unbewusste Interessen, verführerische Ideologien und die Denkgleise der eigenen Tradition.[2]
Überweltlich
Der Papst fordert eine entweltlichte Kirche
Was für ein Thema und welch eine Gelegenheit! Da spricht der Repräsentant einer weltweit vernetzten Glaubengemeinschaft zur wichtigsten Frage, die Christen heute bewegt: Wie sollen wir uns in einer hochkomplizierten, orientierungslos gewordenen Welt verhalten? Was haben Christen in diesem mörderischen Chaos zu sagen? Wie koordinieren wir in dieser Weltsituation Glauben und Handeln, Aktion und Spiritualität, Weltgestaltung und hoffendes Gebet? Das innere Gleichgewicht vieler Kirchen droht an dieser Frage zu zerbrechen. Weiterlesen
Vom Kampf um die Symbole, oder: Wer öffnet die Fenster wirklich?
Zur Rede Papst Benedikts XVI. vor dem Bundestag
Am 22. September 2011 hielt Benedikt XVI. seine vielbeachtete Rede vor dem Deutschen Bundestag. Im Glanz seiner Worte gelang es ihm weithin, die streng konservative Ausrichtung seiner Gedanken zu verschleiern. Weiterlesen
Van hervormer tot conservator
Nieuwere boeken over paus Benedictus xvi
De literatuur over theoloog, kardinaal en huidige paus Joseph Ratzinger is immens. Ze reikt van populistische loftuitingen via rijkversierde platenboeken tot aan theologische discussies. Hier kies ik zes publicaties die aanspraak maken op wetenschappelijke theologische kwaliteit en een veelomvattende visie ontwikkelen op Ratzingers theologie en werkzaamheid. Weiterlesen
„Benedikt versteht die Moderne nicht“
Tübinger Theologe kritisiert Kirchenoberhaupt
Vor fünf Jahren titelte die „ Bild“-Zeitung „ Wir sind Papst“. Wo steht die katholische Kirche heute?
HERMANN HÄRING:
Die Euphorie ist weg. Die katholische Kirche steckt in einer tiefen Krise, die sich langsam aufbaute. Papst Benedikt ist in einige Fettnäpfchen getreten: Weiterlesen
Läuft uns die Welt davon? – Eine Frage für Weltkinder und Fromme
Die Kirchen haben noch nicht begriffen, welch große Chancen ihnen die Säkularisierung der Gesellschaft bietet. Nur ein Christentum, das auf die Weltfragen eingeht, und nur ein Religionsgespräch, das sich um die Überlebensfragen der Welt kümmert, werden gehört und haben Zukunft. Weiterlesen
Geht hinaus in alle Welt (Predigt)
Der Sendungsbefehl Jesu „Geht zu allen Völkern“ formuliert keinen universalen Machtanspruch, sondern die Überzeugung, dass Liebe von universaler Bedeutung sein kann. Weiterlesen
Zwischen Hoffnungen und Enttäuschungen. Ein Blick in die nachkonziliare Zeit
Aus guten Gründen hat das 2. Vatikanische Konzil die Römisch-Katholische Kirche in eine schwere Krise geführt. Wer seine Absichten ernst nimmt, repetiert nicht getreu seine oft unausgeglichenen Texte, sondern geht auf die Nöte und Erwartungen der Menschen ein. Weiterlesen
Kirche in der Welt – Wider die Privatisierung der Religion
In den vergangenen Tagen erreichten uns gehäuft Meldungen über eine seltsam missionarische Initiative von Atheisten. Nach dem Vorbild von London sollen jetzt auch in deutschen Städten Busse mit dem Slogan fahren: „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“ Die Reaktionen sind heftig; die meisten Stadtwerke lehnen die Initiative ab. Viele überzeugt Glaubende hingegen erklären, sie hätten damit keine Probleme. Weiterlesen
Sensibilität für die Wahrheit?
Zur virtuellen Rede des Papstes an der Sapienza in Rom
I. Außerhalb des Christentums kein Heil?
Für die „Universität Rom I“, genannt „Sapienza“, sollte der 17.1.2008 zu einem glanzvollen Ereignis werden. Benedikt XVI. war dazu eingeladen, an dieser größten Universität Europas das akademische Jahr mit einer feierlichen Rede zu eröffnen. Aber linksgerichtete Studentengruppen protestierten laut und 67 Professoren unterstützten den Protest in einem Brief an den einladenden Rektor. Weiterlesen
Die katholische Kirche allein
1. Neuer Schock und Beschwichtigung
Der Schock vom 7.7.07 [zur Restitution der alten Liturgie] war noch nicht verdaut, da veröffentlichte die Glaubenskongregation am 10. Juli in Gestalt eines Frage- und Antwortspiels ein seltsam kurzes, aber umso härteres Dokument [zur These, dass die Kirche Christi in der katholischen Kirche „subsistiert“], Es stellt fest, die Kirche Christi existiere allein in der katholischen Kirche und den reformatorischen Glaubensgemeinschaften stehe der Titel einer „Kirche“ nicht zu Weiterlesen
Unheilbar religiös?
Die hier gestellte Frage kann kaum mit einem Ja oder Nein beantwortet werden. Zunächst ist die hochkomplizierte Frage zu beantworten, was Religion ist und welche Rolle sie in der gegenwärtigen Gesellschaft spielt.
Naturwissenschaft und Religion
Gespräche zwischen Naturwissenschaften und Theologie sind möglich. Hans Küng hat in „Der Anfang der Dinge“ dazu ein interessantes und weiterführendes Gesprächtsprofil entwickelt. Weiterlesen
„Das Gehirn denkt, die Seele preist Gott – und was mache ich?“
Die Frage, wie beschreibende Natur- und vestehende Geisteswissenschaften miteinander kooperieren können, ist alles andere als geklärt. Hier wird an Hand der Pole Hirn und Geist ein Vorschlag entwickelt. Weiterlesen
Der Satanspakt der Neuzeit – Zu einem Roman von Harry Mulisch
Einleitung: Von der Gegenwart erzählen
Der biblische Glaube lebt aus Erfahrungen, die in Geschichten erzählt, weitergegeben und immer neu angeeignet werden. Diese Geschichten ersetzen die persönliche Wegsuche nicht, aber sie sind wie ein Netz über den Abgrund menschlicher Beliebigkeit gespannt, sie geben Orientierung. Spätere Generationen tragen ihre eigenen Erfahrungen in dieses Netzwerk ein. Weiterlesen
Den Teufel zum Vater? – Zur Verdrängung des Bösen in Geschichte und Theologie
Der Kampf gegen das Böse im Christentum und in anderen Religionen ist mit einem Widerspruch behaftet. Er lässt sich vom Bösen selbst affizieren, verdinglicht und projiziert so sein eigenes Böses in die Dinge hinein, statt die eigenen Anteile des Bösen zu entdecken. Im Christentum führte dies zu einem gnadenlosen Kampf für die Wahrheit, zur Leugnung der leiblichen Vitalität und zur Verteufelung der Welt. Weiterlesen