Die Meldung hat die Bischöfe erschüttert, als ob man sie nicht vorhergesehen hätte. Im Jahr 2022 verzeichnete die römisch-katholische Kirche mehr als 530.000 Austritte und alles steht dafür, dass dieser Trend sich 2023 fortsetzen wird. Offensichtlich hatte man an ein Wunder geglaubt, denn gemäß bekanntem Hierarchenjargon zeigt sich Kardinal Marx über diese Information „zutiefst bewegt“: „Was kann ich tun?“, fragt er sich, „was ist meine Aufgabe? Was ist unsere Aufgabe, unser gemeinsames Wirken?“ Diese Reaktion des neben dem Kölner Kollegen ranghöchsten Katholiken scheint mir phantasie- und orientierungslos. Weiterlesen
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Orientierungsloser Orientierungstext. Ein Zwischenruf zum Synodalen Weg
Wem gehört diese Kirche?
Ist es die Kirche der Kardinäle und Bischöfe?
Nein, sie gehört uns Menschen!
Und es wird Zeit, dass wir sie in Besitz nehmen!
(Maria Mesrian und Lisa Kötter, in: Entmachtet diese Kirche, 2022)
Die Initiatoren des Synodalen Wegs (SW) haben sich viel vorgenommen. Voller Mut steckten sie die Hoffnungen so hoch, wie tief in Deutschland die römisch-katholische Kirche gesunken ist. Das Projekt soll der katholischen Kirche eine neue Zukunft eröffnen, indem es die Fragen aufarbeitet, die sich aus den Missbrauchsskandalen ergeben.
Im Dezember 2019 begann die offizielle Arbeit, nach zwei Jahren sollte sie vollendet sein. Doch die Pandemie verzögerte den Fortgang. Das hat die Arbeit nicht erleichtert und den Eindruck des Stillstands verstärkt, denn noch immer folgt eine Schreckensmeldung nach der anderen. Jedes Gutachten, jeder spektakuläre, angebotene oder vollzogene Rück- und Austritt, jedes bischöfliche Fehlverhalten, jeder dramatische Hilferuf und jeder Suizid löst neue Schockwellen aus. Dabei sprach Kardinal Marx im vergangenen April noch leichtfüßig von „Rezepten“, die einen Ausweg bringen sollen. Diese Wortwahl zeigt, dass man immer noch in Kategorien von verzeihlichem Fehlverhalten denkt. Wann endlich werden die Verbrechen ernstgenommen und die Reformschritte konkret? Weiterlesen
Freiwilliger und assistierter Suizid – Zur aktuellen Debatte
I. Freiheit – Geschenk oder unverzichtbarer Lebensraum?
Rom äußert sich zum selbstverantworteten Tod
Im Januar 2020 vom Papst genehmigt, im Juli vom Glaubenspräfekten unterzeichnet, am 20. November von der Glaubenskongregation veröffentlicht, so kompliziert geht es immer noch im vatikanischen Hofstaat zu. Das „Schreiben über die Sorge an Personen in kritischen Phasen und in der Endphase des Lebens“ trägt den schönen Titel Samaritanus Bonus (Der Gute Samariter) und nimmt Stellung zu gesellschaftlich höchst aktuellen Fragen wie zum menschlichen Umgang mit Kranken, der Verhältnismäßigkeit von Therapien sowie der Begleitung Sterbender, bis hin zu den schwierigen Fragen der Euthanasie. Ganz im Sinne von Papst Franziskus sprechen die ersten Kapitel empathisch über die Verletzlichkeit der Menschen. In Kapitel V. werden wir dann in rigider Weise mit einer moralischen Unantastbarkeit des menschlichen Lebens konfrontiert. Weiterlesen
Eine tödliche Bedrohung? Zur Diskussion um vermeintlich unfehlbare Aussagen
Ein Paukenschlag? Eher eine längst fällige Klärung über die vielen widersprüchlichen Signale, die uns seit Monaten aus Rom erreichen. Zum ersten: Die Amtszeit von Kardinal Müller ging zu Ende und Luis Ladaria, sein Nachfolger als Präfekt der Glaubenskongregation, gilt als ein nicht unbedingt fortschrittlicher, aber freundlicher Mensch. Wird er auch eine andere Theologiepolitik einleiten? Weiterlesen
Gehalten von Gott – engagiert für die Menschen – Eine Rückschau auf Hans Küng „Christ sein“
30 Jahre nach seinem Erscheinen (2006) ist „Christ sein“ von Hans Küng immer noch ein hoch umstrittenes theologisches Buch. Sein Ziel war es, die klassisch-metaphysische Christuslehre historisch zu verantworten, so vom Kopf auf die Füße zu stellen und Interessierten verständlich zu machen, worum es in der Lebenspraxis Jesus geht.
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