Eine Enzyklika über Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft

Der bisweilen karg wirkende, aber stets freundlich gesonnene Papst Franziskus hat Sinn für Symbolik. Zum einen erkor er sich Ahmad Al-Tayyeb, den Großimam der Ashar-Moschee in Kairo und Rektor der dortigen Universität, zum offiziellen Gesprächspartner und verlieh seinem Schreiben damit einen interreligiösen Akzent. Zum anderen fuhr er von Rom eigens in das 200 km entfernte Assisi, um am Todestag am Grab seines Namenspatrons seine neue Enzyklika zu unterzeichnen. Schließlich verweist zum zweiten Mal der italienische Titel auf den Poverello. Weiterlesen

Weihnachten 2017 – Eine Nachbetrachtung

Es liegt mal wieder hinter uns, das Fest aller Feste. Kinderaugen haben gestrahlt, die Kirchen waren voll, das vertraute Klischee von der seligen Weihnachtszeit zog Jung und Alt in seinen Bann. Keine Frage, auch ich habe mit meinen Angehörigen, unseren Enkeln zumal, schöne Stunden erlebt. Doch mir entgingen auch die gehetzten Mütter und Väter nicht, die sich zuvor durch die Kaufhäuser drängten, auf den Rechnern ihre Bestellungen durchtakteten und nervös auf die letzte Paketsendung warteten. Weiterlesen

Was kommt nach Kardinal Müller?

Erwarten uns dunkle oder goldene Tage? Kardinal George Pell ist vorerst abgereist, Kardinal Gerhard Müller bleibt ohne Amtsverlängerung mit Schwert und Feuereifer in der Arena zurück und Kardinal Joachim Meisner, der sein Kölner Amt 1989 unter Beugung des Wahlrechts antrat, ist unerwartet verstorben. Weiterlesen

Wenn jemand eine Reise tut …

Predigt zu Christi Himmelfahrt

1. Wenn jemand eine Reise tut , dann kann er was erzählen

Dieses Motto gilt nicht nur für unsere Urlaubsreisen, vielleicht über den Atlantik, nach Fernasien oder aus alter Gewohnheit ans sonnige Mittelmeer, nach Italien oder Griechenland. Das Motto gilt auch für die Lebensreisen, die wir allein oder zusammen mit anderen unternehmen. Genauer müsste man sagen: Wenn jemand eine Reise getan und sie abgeschlossen hat, dann ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Dann hat sich eine Lebensgeschichte gerundet und geht in die Erinnerung der Nachkommen ein. Ich möchte etwas über die Hoffnungen und Schicksale unserer Lebensreisen sagen. Den Anlass dazu gibt mir das Fest der Himmelfahrt Christi, das wir heute feiern. Weiterlesen

Jorge Bergoglio – Pontifikat und Reformen nach zwei Jahren

Ein theologischer Blick aus Deutschland

Nach Meinung vieler gehört zu den positiven Aspekten von Bergoglios Wahl zum Papst die Tatsache, dass mit der eurozentrischen Dynastie im Vatikan gebrochen wurde. Aus deutscher Sicht analysiert Hermann Häring in einem E-Mail-Interview für IHU On-Line, wie Franziskus eingeschätzt wird, welche Herausforderungen und Fortschritte seine Wahl bedeutet. Was unmittelbar überrascht, ist die positive Reaktion des deutschen Volkes. Häring erklärt: „Nach dem ersten Schock, den der Rücktritt von Benedikt XVI. ausgelöst hatte, spielen nationale Gefühle (Abschied von einem deutschen Papst) nur eine geringe Rolle. Unabhängig von der Position einzelner Bischöfe verhält sich die Deutsche Bischofskonferenz (noch) auffällig neutral. Von aktivem Enthusiasmus ist wenig zu spüren. Deshalb fordern katholische Reformgruppen die deutschen Bischöfe mit wachsender Intensität dazu auf, sich eindeutig mit den Reformzielen des Papstes zu solidarisieren und gegen die neuesten kurialen Widerstände Stellung zu nehmen.“
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„Das Netz ist zerrissen …“ (Ps 124,7)

Vom Glück und der Schwierigkeit, mit anderen zu teilen

 

Psalm 124
Ein Wallfahrtslied Davids.

Hätte sich nicht Jahwe für uns eingesetzt
– so soll Israel sagen -,
hätte sich nicht Jahwe für uns eingesetzt,
als sich gegen uns Menschen erhoben,
dann hätten sie uns lebendig verschlungen,
als gegen uns ihr Zorn entbrannt war.
Dann hätten die Wasser uns weggespült,
hätte sich über uns ein Wildbach ergossen. Weiterlesen

Freude des Evangeliums – Freude am Evangelium

Zum Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium

Freude des Evangeliums (evangelii gaudium) lauten die Anfangsworte der programmatischen Reformschrift, die Papst Franziskus am 26.11.2013 veröffentlichte. In ihr wirbt der Papst für einen missionarischen Gestaltwandel der Kirche und die Umgestaltung der Seelsorge. Er denkt an eine Neuausrichtung, die keinen Aufschub duldet und die alle Strukturebenen umfasst: Basisgemeinden und Pfarreien, Teilkirchen und das Bischofsamt (eingebunden in Mitspracheregelungen und innerkirchliche Dialoge), gestärkte Bischofskonferenzen mit authentischer Lehrautorität. Einbezogen wird selbst eine „Neuausrichtung des Papsttums“, dessen Vorrangstellung (technisch als Primat definiert) sich neuen Situationen öffnet. Weiterlesen

Pluralisierte Weltkirche und ein souveräner Papst

Diagnosen und Visionen am Beginn eines neuen Pontifikats

Herr Professor Häring, Sie sagen, das kirchliche Wahrheitsverständnis ist der eigentliche Knackpunkt, wenn man mit der Kirchenreform weiterkommen will, und es hilft nicht, für die Frauenordination und für dieses und jenes einzutreten. Weiterlesen

Leonardo Boff, Tugenden für eine bessere Welt

Unter den Stichworten (1) Gastfreundschaft, (2) Zusammenleben, Respekt und Toleranz, sowie (3) Tischgemeinschaft und ein Leben in Frieden legte legte der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff im Jahr 2009 eine umfassende Monografie zu einem ökologischen und friedfertigen Umgang mit der Erde vor. Das Buch hat große Beachtung gefunden. Weiterlesen

Kirche in der Welt – Wider die Privatisierung der Religion

In den vergangenen Tagen erreichten uns gehäuft Meldungen über eine seltsam missionarische Initiative von Atheisten. Nach dem Vorbild von London sollen jetzt auch in deutschen Städten Busse mit dem Slogan fahren: „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.“ Die Reaktionen sind heftig; die meisten Stadtwerke lehnen die Initiative ab. Viele überzeugt Glaubende hingegen erklären, sie hätten damit keine Probleme. Weiterlesen