Vertrauen das trägt – Rechtfertigung bei Hans Küng

1. Einleitung: Zeit des Aufbruchs

Im Jahr 1948 betritt Hans Küng, ein kritisch republikanischer Geist aus der Schweiz, das römische Institut Germanicum, dessen Alumni an der päpstlichen Universität Gregoriana drei Jahre Philosophie und vier Jahre Theologie studieren. Das Germanicum wurde 1552 von Papst Julius III. gegründet und den Jesuiten mit dem Ziel übergeben, zur Überwindung der Reformation eine Elite von Theologen heranzuziehen. Ein Großteil der deutschen Bischöfe ist durch diese Kaderschmiede gegangen. In der Ausbildung ging es um Klärung, Profilierung und Systematisierung der römisch-katholischen Glaubenslehre. Als nach 1945 in Rom wieder intensive internationale Begegnungen möglich waren, wurde es zum Brennpunkt einer weltoffenen Theologie, die neue Strömungen begierig aufnahm. Dazu gehörten ein hohes Interesse an neuen philosophischen Impulsen, insbesondere am Existentialismus, ein geschichtliches Denken sowie ein interessierter ökumenischer Blick. Man wollte die Verhärtungen der Neuscholastik und ihrer strengen „Kontroverstheologie“ hinter sich lassen. Weiterlesen

Ein Gespenst geht um in der Kirche, das Gespenst ihres geistigen Bankrotts

Und wenn du dich fragst: Warum hat mich das alles getroffen?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld
(Jer 13,22)

Mit seiner Präsentation am 20.01.2022 in München hat das jüngste Missbrauchsgutachten von Westpfahl-Silker-Wastl (WSW)[1] Geschichte geschrieben; sofort begann eine bislang unbekannte Austrittswelle. Vier Tage später gestand Joseph Ratzinger seine Falschaussage mit neuen Ausflüchten ein, nach einer Woche übernahm Kardinal Marx die moralische Verantwortung für die Gräuel, die in München-Freising seit 1945 insgesamt 497 dokumentierte Opfer erdulden mussten, die hohe Dunkelziffer nicht eingerechnet. Die hartnäckigen Leugnungen und Relativierungen von Verbrechen, deren Vertuschung und die Vereitelung von Konsequenzen wurden endgültig entlarvt. Weiterlesen