Dieses schlanke und handliche Buch hat es in sich. Geschrieben wurde es von der Theologin und Journalistin Maria Mesrian aus Köln sowie der Künstlerin Lisa Kötter aus Münster, zwei bekannten Vorkämpferinnen für Maria 2.0. Sie sind jeweils verheiratet, haben mehrere Kinder und wohnen in urkatholischen Städten. Sie sind also in Kirchenfragen unangreifbar und wissen, wovon sie reden. Sie präsentieren nicht einfach ein weiteres kirchenkritisches Buch, sondern formulieren Erfahrungen und Perspektiven aus, die zahllosen Enttäuschten aus dem Herzen sprechen: Ihr habt uns die Kirche weggenommen, gebt sie uns bitte zurück. Sie wenden sich gegen eine Kirchenmacht, die zu einer selbstverliebten Selbstläuferin geworden ist und den Menschen die „Grundnahrungsmittel ihres Lebens“ genommen hat. Die inneren Verdrehungen der real existierenden Kirche zeigen sie an Hand der Kernbegriffe Liebe, Gemeinschaft, Freiheit und Gerechtigkeit. Kirchliche Aussagen und Praktiken werden entlarvt, etwa der herablassende Ton eines Bischofs, gemäß dem sich eine barmherzige Kirche „erniedrigt“ oder das Spiel mit der Angst vor der ewigen Verdammnis. Überzeugt hat mich die aufmerksame und anschauliche Sprache, die sich angenehm vom technischen Fachjargon vieler Veröffentlichungen zur Kirchenreform unterscheidet. Wohltuend ist der Reichtum an sprechenden Beispielen und überraschenden Bildern. Sie alle orientieren sich – überzeugend und von innen heraus ‑ an der „Spur, die unser Bruder Jesus fürsorglich für uns alle gelegt hat“.
Maria Mesrian & Lisa Kötter, Entmachtet diese Kirche und gebt sie den Menschen zurück, bene! Verlag 2022, ISBN 978-3-96340-228-9