Der Löwe des Vatikan

Nach der Papstwahl vom 8. Mai 2025 schrieb mir ein guter Freund, wie sehr er sich über den Namen des neuen Papstes freue. Löwe, das sei doch eine kraftvolle, selbstbewusste und naturverbundene Metapher. Möge sich, gut biblisch gesehen, der neue Papst doch zu einem wahrlichen Löwen von Juda, genauer: zum wahren Löwen der römisch-katholischen Kirche entwickeln, der den Vatikan stärkt und unüberhörbar macht. Doch wenige Tage später erschreckte mich dieser Gedanke, als Netanjahu seinen Angriff auf den Iran unter das Motto des rising lion stellte: „Ein Volk wie ein Löwe, der aufsteht, wie ein Raubtier, das sich erhebt. Es legt sich nicht hin, bevor es die Beute gefressen und das Blut der Erschlagenen getrunken hat.“ (4 Mos 23,34), – ein abscheulich bluttrunkenes Bild. Wollen wir wirklich ein solches Monster als obersten Repräsentanten der römisch-katholischen Kirche? Weiterlesen

Nicht heilig, sondern katholisch II

II. Nabelschau einer Konfession

„Vatikan bremst Bischöfe aus“, titelte die deutsche Presse. Einen Tag vor Beginn der Frühjahrskonferenz der deutschen Bischöfe in Augsburg (18.02.2024), sorgte ein Brief aus Rom für eine unerwartete Blockade. Zur Konstituierung des Synodalen Ausschusses, über den sich der “Synodale Weg“ im vergangenen Jahr geeinigt hatte, wurde kein Beschluss gefasst. Dieser Ausschuss hätte in aller Form eine erste verbindliche Kooperation von Bischöfen und Nichtbischöfen zu Reformfragen der Kirche in Kraft gesetzt. Diese römische Aktion führte unter Reformwilligen zu Entsetzen und Empörung, zu Recht. Doch dieser Eingriff konnte die Insider nicht wirklich überraschen, denn diese Blockade (man kann sie auch Ohrfeige nennen) folgte perfekt den Vorstellungen der exzellenten und eminenten Hardliner mit Wohnsitzen vor allem im Vatikan, ferner in Deutschland, schließlich auch in anderen Ländern bzw. Kontinenten. Allerdings haben sie keinerlei Unrechtsbewusstsein, wie ich hier zeigen möchte. Im Gegenteil, sie verteidigen schlicht die kirchliche „Staatsraison“, die sich seit den Gregorianischen „Reformen“ im 11. Jdt., wenn nicht gar seit den byzantinischen Kaisern kontinuierlich entwickelt und das römisch-katholische Denken bis in die letzten theologischen, pastoralen und juristischen Verästelungen durchdrungen hat und bis heute durchdringt. Weiterlesen