REDE VON KARDINAL KASPER VERDIENT DIE ROTE KARTE

Auf einem Studientag während der Früjhahrskonferenz der deutschen Bischöfe im Februar 2013 plädierte Kardinal Kasper für ein neues Diakonenamt für Frauen, doch sollte dieses mit keiner Funktion am Altar verbunden sein. Die „sakramentale Struktur“ der Kirce müsse den Männern vorbehalten bleiben. Er konnte damit nicht überzeugen.

Man konnte es schon vorher wissen, was das Ergebnis ist. In Sachen Frau in der Kirche hat Kardinal Kasper sich schon in seinem Kirchenbuch festgelegt. Sie wird in höchsten Tönen gelobt und in seinem Lobpreis kann er sich nicht genugtun. Kardinal Kasper hofft sogar auf „prophetische, charismatische heilige Frauen“. Aber Priesterinnen? Natürlich nicht, denn die „realsymbolische repraesentatio Christi als Bräutigam seiner Braut der Kirche“ sei ganz im Sinne der biblischen Geschlechtersymbolik. Was „realsymbolische Repräsentation“ eigentlich meint und warum plötzlich die Metapher von Bräutigam und Braut auftaucht, weiß er nicht zu erklären. So geht das Schamützel aus wie das Hornberger Schießen und man wundert sich schon gar nicht mehr darüber, dass der Kardinal auch seine Vorbehalte gegen das Amt der Diakonin hat. Höchstens eine Jungfrauenweihe räumt er ein, und dies gesteht er natürlich nur unverheirateten Frauen zu. Was ist das Problem dieser Argumentation? In dieser Sache hat Walter Kasper schon immer recht beliebig argumentiert.

  1. Ihm sympathische Bausteine reiht er aneinander, die unsympathischen scheidet er aus. So werden Simone de Beauvoir, Judith Butler und Michel Foucault sofort auf Lücke hin interpretiert, und nach wenigen Zeilen kommt er zum pathetischen Schluss, wir stünden „am Ende des christlichen Verständnisses der Familie“, um gleich auch die Grundlagen europäischer Kultur ins Spiel zu bringen. Man erschrickt vor solcher Untergangsrhetorik.
  2. Beschwichtigend werden große Gestalten der hebräischen Bibel genannt, um zu zeigen, wie ernst Schrift und Kirche doch die Frauen nehmen. Ein Höhepunkt solcher Argumentation findet sich in seiner Bemerkung, nicht nur die Frau, sondern auch Gott werde Helfer genannt. Auch weniger anspruchsvoll Denkende stellen da doch die Frage, womit die Frau und worin Gott hilft.
  3. Spannungen, die sich schon im Neuen Testament finden, werden fleißig übersehen, denn leider hat Paulus aus seinen Gleichheitsaussagen keine Konsequenzen gezogen. Kasper sagt harmonisierend und unter Missachtung wichtiger exegetischer Literatur, Paulus habe „schrittweise auf eine Antwort hingearbeitet“. Nehmen wir an, das wäre der Fall, warum zieht Kasper nicht die einzig logische Konsequenz, die aus diesem Hinarbeiten heute zu ziehen ist?
  4. Kasper vermeidet auch schon gefährliche Assoziationen. So wird bei keiner der in den Paulusbriefen genannten Frauen, über die doch intensiv geforscht wurde, deren wichtige, oft kirchenleitende  Funktion auch nur angedeutet. Hat er Angst, die Konsequenzen könnten doch noch ans Licht kommen?
  5. Vor allem vermeidet Kasper alles, was die Kirche in menschlich kulturelle und zeitbedingte Kontexte einbetten könnte. Warum gibt er nicht zu, dass wir Hals über Kopf in einer Männerkultur stecken und diese Männerkirche nocht immer von einem unrettbaren Tunnelblick geschlagen ist?
  6. Kasper unterstellt, zwar wüssten wir nicht so genau, was ein Diakon und eine Diakonin sind, doch die Rolle der Gemeindeleitung sei klar definiert. Wie aber sind Priestertum und Gemeindeleitung aufeinander zu beziehen? Wie steht es mit den Tabus, die sich aus der erneuerten Sakralität des Priestertums ergeben? Kasper bleibt die Antworten schuldig. Er ist klug genug, in einschlägige Literatur geschaut, sie vielleicht sogar gelesen zu haben. Sie aber dennoch zu ignorieren grenzt an Verhöhnung der Hörerinnen und Hörer außerhalb des bischöflichen Saales.
  7. Angesichts dieses beliebig assoziativen Lavierens ist es natürlich schwierig, zu bestimmten Aussagen zu kommen. Wie findet Kasper sie dennoch? Indem er sich hinter althergebrachte Meinungen und kirchenoffizielle Aussagen versteckt, auch wenn diese kaum jemanden überzeugen. Wir dürfen sie getrost vergessen, denn keines der Argumente kann die Last der gefolgertern Behauptungen tragen, es sei denn, man beruft sich gut neuscholastisch auf das ordentliche, zugleich unfehlbare Lehramt, das Joseph Kleutgen erfand und dessen man sich dieser Tage in anderen, höchst peinlichen Zusammenhängen erinnert.

Diese Rede enttäuscht umso mehr, als sie in kritischen Tagen der Kirchengeschichte gehalten wird. Auch Kasper rüstet sich und seine Zuhörer für die Zukunft. Da bekommen seine Worte schon programmatischen Charakter. Seinerseits darf Kasper nicht enttäuscht sein, dass er in einer selbstdenkenen Glaubensgemeinschaft nicht mehr ernstgenommen wird. Denn diese Rede nimmt weder die Erfahrungen der Frauen ernst, noch nimmt sie im geringsten Rücksicht auf deren Argumente, die diese schon seit 40 Jahren in ganzen Bibliotheken entwickelt haben und immer noch weiterentwickeln. Wer sich so eklatant vom Volk Gottes entfernt, betreibt im Gewande eines Schafspelzes Kirchenspaltung. Deshalb hat W. Kasper die rote Karte verdient.

  1. 02.13