Eine Kultur des Narzissmus. Was wir aus dem Missbrauchsgutachten lernen

Am 20. Januar 2022 legte die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) ein lange erwartetes und vielbeachtetes Gutachten vor. Auf 1893 Seiten zieht es eine „Bilanz des Schreckens“, in der Hunderte von Missbrauchsverbrechen und deren konsequente Vertuschung seit 1945 zur Sprache kommen; zur Debatte stehen Vorgänge im Erzbistum München-Freising sowie die Einordnung dieser Unheilsgeschichte in das System katholische Kirche. Besondere Brisanz erhält es durch die Ausführungen zum Versagen der Kardinal-Erzbischöfe Joseph Ratzinger, Friedrich Wetter und Reinhard Marx.

Die Pressekonferenz

Schon die erste Sprecherin; Marion Westpfahl, nannte eine Spannung, der sich Gutachterin und Gutachter ausgesetzt sahen, ohne sie ihr im Rahmen ihres Auftrags aufarbeiten zu können. Sie erinnerte an die Zeit ihrer Erstkommunion und ersten Beichte. Damals erklärte man ihr, ihre Schuld werde ihr nur vergeben, wenn sie den Dreiklang von Schuldbekenntnis, Reue und Genugtuung erfüllt. Jetzt fragt sie sich, warum dies ausgerechnet in kirchlichen Führungskreisen nicht funktioniert, gehört es doch zu den Kernelementen des katholischen Glaubens.

Wie recht sie mit dieser Akzentsetzung hat! Die im Gutachten entwickelte Detail- und Gesamtschau ist zwar unverzichtbar, doch qualitativ neue Grunderkenntnisse hat es nicht gebracht. Wir ahnten es schon lange, dann wussten wir es und jetzt ist es für München gründlichst dokumentiert: Bis 2010 haben die Schicksale der Opfer keinen der hohen Herren interessiert, sie waren höchstens lästig; umso solidarischer hat man sich im eigenen Männerbund um die Täter gekümmert. Schlimmer noch, nach 2010 wird erst recht gemauert, verschwiegen, den Fachleuten ein ungehinderter Zugang zu den (ohnehin schon geschönten und reduzierten) Akten nur widerwillig gewährt. Noch heute verstecken sich die Verantwortlichen hinter Schutzbehauptungen und geben nur zu, was sich nicht mehr leugnen lässt. Bischöfe behaupten, sie hätten nichts gewusst und alles an die Nachgeordneten delegiert, die Nachgeordneten erklären, sie hätten nur die Anordnungen von oben ausgeführt. Von Reue oder der Übernahme von Verantwortung ist nichts zu spüren.

Die Protagonisten

Ja, Kardinal Marx (Wappenspruch: Wo der Geist des Herrn, da ist Freiheit) hat vor einigen Monaten (dem Kirchenrecht entsprechend) den Papst um Rücktritt gebeten und damit an ihn alle Verantwortung delegiert. Doch der lehnte ab und machte so Marx faktisch unangreifbar. Ist er jetzt freier oder noch mehr ins System eingebunden? Kardinal Woelki (Wir sind Zeugen) inszenierte ein unwürdiges Spiel, indem er Dritte über Nacht absetzte und seine eigene Verantwortung verdrängte. Wofür hat er also Zeugnis abgelegt? Schließlich wurde auch der ehemalige Papst (Mitarbeiter der Wahrheit) der Unwahrheit überführt. Hat er sich den alten Spruch zu eigen gemacht, man könne für die Kirche „ein wenig tricksen“ (un peu tricher pour l’Èglise)? Zwar bekennen sich inzwischen manche Mitbischöfe zur Schuld von kirchlichen „Mitarbeitern“ und im Grundsatz schließen sie sich durchaus mit ein, aber die Kirche selbst könne nicht sündigen und auf ein konkretes Fehlverhalten lassen sie sich kaum festlegen. Schließlich haben sie einmal gelernt, kraft göttlicher Anordnung repräsentiere ihr Amt diese heilige Kirche unmittelbar und sie lasse sich von ihrem Amt mit seiner besonderen Amtsgnade nicht trennen. Diese Theorie schafft ihrer inneren Gewissheit eine letzte Garantie und deshalb zieht keiner Konsequenzen. Wie werden solche Verkrampfungen möglich? Sind die Herren unbußfertig, vom Machtrausch korrumpiert und innerlich verhärtet oder von diesem pervertierten Amtsverständnis fehlgeleitet?

Die meisten, die vor ihrem Scherbenhaufen stehen, können sich diese Frage gar nicht mehr stellen; denn sie haben ihre Verantwortung schon lange an das Machtsystem abgegeben, das sie noch immer mit der Kirche verwechseln und als Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott (so das 2. Vatikanum) verherrlichen. Sie blicken also nicht auf das Kirchenvolk, schon gar nicht auf die Opfer, sondern auf das ihnen verliehene Bischofsamt und den Papst. Sie haben Angst, deren Würde zu beschädigen.

Trotz aller Absurdität ist also nachvollziehbar, wie entschlossen man seit 2010 die bischöflichen Reihen schließt, wirkliche Transparenz verhindert und ausgerechnet Verbrechensvorgänge zum „päpstlichen Geheimnis“ erklärt, um so das Ansehen dieser „Kirche“ zu retten. Seitdem jedoch in den USA und in Irland, in Deutschland und Lateinamerika, in Internaten, Klöstern und Säkularinstituten die Schreckensbilanzen gezogen sind (und während weitere Bilanzen etwa zu Frauen und Homosexuellen gezogen werden), sorgt man sich panisch um die Glaubwürdigkeit einer verbliebenen Kirchenfassade, als deren Teil man sich versteht. Durchschauen die führenden Repräsentanten nicht, wie destruktiv ihre unmoralischen Rettungsversuche sind? Von der Botschaft Jesu haben sie wohl nichts verstanden.

Bekenntnis – Reue ‑ Genugtuung

Frau Westpfahl erinnerte an den Dreiklang von Bekenntnis, Reue und Genugtuung. Seit mindestens 12 Jahren wehrte sich der Kirchenapparat gegen ein freizügiges Bekenntnis. Es ist eine Schande, wie sich die Hierarchen jedes Eingeständnis durch Zeugnisse und mühsame Recherchen aus der Nase ziehen ließen. So haben sie kein Recht mehr, in der Öffentlichkeit auf Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit zu pochen. Wie wahrhaftig sind all die Dinge, die sie das Jahr über verkünden? Hätte man die Glaubwürdigkeit nicht wenigstens zum Teil zurückgewinnen können, indem man sein Fehlverhalten offen zugegeben und versucht hätte, zu erklären, wie es diesen Selbstverstrickungen kam? Die säkulare Gesellschaft hätte solchen Defiziten nichts entgegensetzen können.

Nur wenig ist auch von Reue zu spüren. Ja, es gibt wenige Ausnahmen, die wir gerne anerkennen; Kardinal Marx waren bei seiner ersten Stellungnahme Scham und Erschütterung ins Gesicht geschrieben. Doch die fromme Standardrede vom „unwürdigen Sünder“ hätte schon lange zum Test der Stunde werden können. Glaubwürdig wäre ein Rücktrittsangebot aller residierenden Bischöfe sowie aller Verantwortungsträger gewesen. Kann dieser Kirchenapparat sich überhaupt selbst reformieren? Die zweifelnden Stimmen mehren sich und aus der Profangeschichte wissen wir, wie schwierig (etwa im Staatswesen) ein moralischer Neubeginn ist, wenn er nur von den alten Kräften zehren kann. In der Kirche freiwillig zurückzutreten, das muss weder eine Schande noch eine moralische Katastrophe sein. Denn alle Betroffenen können wissen, dass sie in Gemeinden und Gemeinschaften solidarisch aufgefangen werden, wenn sie es ehrlich meinen. Warum also hat man diese Chance verpasst und warum lehnt Papst Franziskus solche Rücktrittsangebote ab?

Schließlich geht es um Genugtuung oder Buße. Die Frage lautet schlicht: Wie können Täter und Vertuscher den Geschädigten Genugtuung leisten und zeigen, dass man sie ernstnimmt? Auch dieser Problemkreis hat bislang zu viel Unmut und zu tiefen Verletzungen geführt. Warum eigentlich? Vielen Geschädigten wird der Eindruck vermittelt, sie seien lästige Bittsteller; immer neue, oft inquisitorische Befragungen demütigen und erneuern alte Verletzungen. Das jahrelange Tauziehen der deutschen Bischöfe um Wiedergutmachung ist entwürdigend und entwürdigend sind die notwendigen Interventionen der Interessenvertretungen, etwa des Eckigen Tisches. Offensichtlich hat die Hierarchie keinerlei Erfahrung, wie man mit solchem Versagen umgeht. Genau das ist für die Anwaltskanzlei WSW das schlimmste Versagen: das Vergessen der Opfer.

Die DNA der Macht

Bischof Wilmer erklärte im Dezember 2018, der Machtmissbrauch gehöre zur DNA der Kirche. Damit brach er einen Sturm der Entrüstung vom Zaun. Dabei hätte man gut begreifen können, dass dieser aufrechte Mann aus einer bitteren internationalen Erfahrung sprach; er meinte die von alters her ausweglose Machtversessenheit des Kirchenapparates. Wilmer hätte ferner darauf verweisen können, wie tief diese Perversion in der katholischen Frömmigkeit, in ihrem Gottes- und Christusbild verankert ist, in Gott dem Allmächtigen, in Jesus Christus dem Allherrscher und König, im Bild vom Papst, dem unmittelbaren Stellvertreter Christi und schließlich in den geheiligten Vollmachten eines absolutistischen Leitungsamts, das uns alle zu belehren, zu leiten und zu heiligen hat, ganz abgesehen von den machtvollen Rechtsstrukturen, die einen Großteil kirchlichen Lebens an der Basis ersticken. Vielleicht dachte Wilmer auch an die verdrängten – aber durchaus noch wirksamen ‑ Nachwirkungen der Erbsündenlehre, die den Menschen alle Autonomie genommen, alles Leid zur heilsamen Gottesstrafe umfunktioniert und eine rabenschwarze Pädagogik legitimiert hat.

Formulieren wir im theologischen Fachjargon:
Mir zeigt sich in der gegenwärtigen Krise der distanzlos geheiligte, der theoretisch und strukturell legitimierte Narzissmus, von dem unsere Kirchenleitungen mehr denn je besessen sind, der auch alle ökumenischen Annäherungen seit bald 70 Jahren zum peinlichen Schauspiel degradiert. Martin Luther wollte diese Selbstverliebtheit mit ihren schriftwidrigen Machtansprüchen (Ablass, Heilsmonopol, Sakramentalismus) überwinden. Es gelang ihm nicht. Im Gegenteil, spätestens auf dem Konzil von Trient (1545-63) wurde diese unheilige Nabelschau noch entschiedener festgezurrt und amtlich besiegelt. Gewiss, auf den ersten Blick brachte es wichtige pastorale und strukturelle Reformen zustande, aber zugleich führte die Abwehr der reformatorischen Kritik zu einer unbarmherzigen Verhärtung, die sich in den späteren Jahrhunderten noch steigerte. Die Folge waren die Definition von Primat und Unfehlbarkeit der Päpste (1870), ein kaum überbietbarer Zentralismus, der gesteigerte Anspruch auf eine interessengeleitete Schriftinterpretation sowie die Konzentration des kirchlichen Wesens auf eine magisch verstandene Sakramentalität. Diese Kirche, man lasse sich das Wort auf der Zunge zergehen, galt als der „fortlebende Christus“.

Wie wollte man diese Selbstüberhöhung in der Praxis durchhalten? Indem man immer mehr in zwei Stockwerken dachte: hier die sichtbare, dahinter aber die unsichtbare Kirche, hier das unwürdige Bodenpersonal, dahinter die von Christus eingesetzten Nachfolger der Apostel, hier alle natürlich erfahrbare und zerbrechliche Wirklichkeit, dahinter aber die eine unzerstörbare, in allem gegenwärtige „Übernatur“ der heiligen Ämter und ihrer Sakramente. Diesen destruktiven Dualismus regelte man durch eine Zwei-Stände-Kirche ab, die die Bischöfe zu Repräsentanten des Unsichtbaren, des garantierten Heils, also dieses Übernatürlichen machte, das alles Menschliche um ein Unendliches überschreitet. Klar, dass vor ihm auch das Schicksal eines Kindes oder Jugendlichen ins Nichts versinkt, sobald das Ansehen des Unendlichen geschützt werden soll. Es gab nach 1965 nur wenige, die dieses verschwurbelte Denken durchbrachen. Ich denke an Hans Küngs Kirchenbuch (1967), dem man prompt eine oberflächliche Theologie vorwarf. Die Folgen treten inzwischen zutage. Deshalb sind solche Ansätze aktueller denn je.

Zukunftswege

Wie aber sollen wir uns angesichts der „moralischen Insolvenzerklärung“ unserer Kirchenleitungen (wie es DIE ZEIT formuliert) verhalten? Ich mache vier Vorschläge:

1. Fehlgeleitete Theologie:
Das Elend begann mit der offiziellen Lehre. Wir sollten die Probleme nicht an der Oberfläche anpacken, sondern tief im Boden, in dem sie verwurzelt sind. Die zahllosen Kirchenaustritte und die Resignation von Bleibenden, unsere praktischen, moralischen und liturgischen Probleme, sie alle sind letztlich nicht in der Psychologie oder Starrheit, in einem persönlichen Narzissmus unserer Entscheider begründet, sondern in einer tief verwurzelten Theologie, die (je nach Thematik) antik, mittelalterlich oder vormodern geblieben ist und sich von ihrer Ehe mit staatlicher Macht nie wirklich gelöst hat. Es hat keinen Zweck, sich weiterhin am alten Glaubensbekenntnis zu orientieren, indem man es repetiert und nebenbei noch auf den lieben Jesus verweist. Neue Konzepte, Interpretationen, sprachliche Umsetzungen und ideologische Klärungen gibt es zu Hauf, dies in den katholischen wie in evangelischen Kreisen. Wir müssen uns ihnen stellen. Auch der Synodale Weg ist weit davon entfernt, diese Fehlentwicklungen an der Wurzel anzupacken. Wer Angst vor der eigenen Kreativität und vor neuen Häresien hat, sollte sich die Wirkungslosigkeit zahlloser Glaubenssätze vor Augen führen.

2. Ausdrückliche Korrekturen:
Änderungen sind bewusst zu vollziehen. Wir müssen uns der Vergangenheit nicht verdeckt, sondern offen stellen, sollten die zahllosen Fehlentscheidungen der vergangenen Jahrzehnte und ihre unerlässlichen Korrekturen also selbstkritisch thematisieren. Die Verurteilungen häretischer und unbotmäßiger Frauen und Männer sind öffentlich zurückzunehmen, die Signalwirkungen solcher Akte nicht zu unterschätzen. Einige Namen und deren Programme liegen weltweit auf der Hand und schnell zu leisten wäre eine Auflistung auch der zahllosen Fälle, die weniger bekannt oder vielleicht nur für Westeuropa aktuell sind. Papst Franziskus muss dafür in die Pflicht genommen werden.
Nicht weiter führt auch eine theologisch unerleuchtete Spiritualität, die sich für wichtiger hält als die theologische Reflexion. Deshalb sollten auch päpstliche und bischöfliche Äußerungen wohl überlegt und wissenschaftlich erhärtet sein. Oft wäre die Nennung eines theologischen Buches oder Textes wichtiger als die bekannten Hinweise auf lehramtliche Dokumente, die doch niemand liest. Bislang hat der Synodale Weg auch diesen Aspekt vergessen. Auch er sollte wissen: kein Neuanfang ist möglich, wenn der Schnitt gegenüber dem Alten nicht deutlich markiert wird.

3. Eigenverantwortung:
Wie sollen sich die Betroffenen an der Basis verhalten? Die anhaltenden Kirchenaustritte sind nicht mehr aufzuhalten und ich kann die Gründe vieler nachvollziehen. Sie können ihre Mitgliedschaft in der katholischen Kirche mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren, denn unsere Bischöfe insgesamt haben ihre christliche, oft auch moralische Glaubwürdigkeit verloren. Deshalb sollten wir uns an unsere Eigenverantwortung sowie an die Selbstverantwortung von kirchlichen Gemeinden und Gemeinschaften erinnern. Wichtig ist, dass wir uns eine unabhängige innere Haltung erarbeiten, die von authentischen Erfahrungen und Argumenten getragen ist. Ob auf Dauer eine Kultur unabhängiger katholischer Gemeinden heranwächst, die unbeschädigt diese Notsituation durchsteht, das wird die Zukunft entscheiden. Ich gebe die Hoffnung auf die Kräfte der Heilung nicht auf; nach wie vor sind sie in der christlichen Botschaft zu finden. Sie müssen aber – in einem wohl konfliktreichen – Prozess von der Gemeinschaft der Glaubenden kommen.

4. Visionen:
Wie aber soll das alles möglich sein? Durch die ständige Fixierung auf Kirchenfragen wurden wir unmerklich zu einem visionslosen Unternehmen. Besteht nicht die Gefahr, dass wir uns im berechtigten Widerstand erneut verhärten? Wir stehen die aktuelle Krise ohne neue Verkrampfungen nur durch, wenn in und unter uns neue Visionen wachsen, die uns aus unseren amts- und kirchenkritischen Verhärtungen lösen. In einer globalisierten Welt können dies nur globale Visionen sein, die alle Religionen und die säkulare Welt umfassen. Das ist unsere Chance.

Neue Freiheit

Auch ich stecke in schweren Zweifeln, aber ich verzweifle nicht. Wir, die Reformwilligen, kritisieren unseren Kirchenapparat nicht, weil wir nicht mehr weiter wissen. Vielmehr verlassen wir uns auf die Zukunft der viel größeren Botschaft Jesu, die wir auch ohne diesen Kirchenapparat, ohne Bischöfe und priesterliche Vermittlung verstehen und bei allem Scheitern realisieren können. In der Kraft dieser Botschaft gewinnen wir Visionen, einen weiten Horizont und werden so innerlich unabhängig.

Als faszinierendes Beispiel nenne ich den Werdegang eines Theologen, der uns allen bekannt ist: Schon in den 1970er Jahren ruft er zu einer säkular orientierten Nachfolge auf, die sich in Glück und Unglück, Leben und Tod um die Mitmenschen kümmert. Er definiert Gott nicht als Weltenherrn, sondern als den Vater der Verloren, und unser Gottvertrauen verankert er – ebenfalls säkular ‑ in einem fundamentalen Vertrauen gegenüber Mitmenschen und Welt. In die Suche nach einem tragfähigen Weltfrieden bezieht er konsequent die Religionen und alle Menschen guten Willens ein. Wer in solchen Räumen denkt, betet und hofft, lässt sich durch das exemplarische Versagen einer Welthierarchie nicht mehr irritieren, denn die wahre Kirche hängt nicht von geheiligten Institutionen ab; sie ist weit mehr, als es die römisch-katholische Herrschaftsideologie wahrhaben will. Letztere ist am Schicksal der Missbrauchten und Entrechteten endgültig zerschellt.

Abgedruckt in:
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